Synodenberaterin: Es geht um Vielfalt und den „Spirit von Synodalität“

Klara-Antonia Csiszar bei Veranstaltungsreihe „Theologie im Zeichen der Zeit“ an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg: Das Miteinander unterwegs sein ist wesentlich und, „wie wir dieses Miteinander konfigurieren“.

SALZBURG (eds) / Den großen Wert der Vielfalt stellte Klara-Antonia Csiszar am Montagabend bei ihrem Gastvortrag an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg in den Mittelpunkt. In ihrem bereits 13. Vortrag zur Weltbischofssynode erzählte die Beraterin, es gehe ihr immer weniger um die „Mega-Themen der Synode“, sondern um den „Spirit von Synodalität“. Denn wesentlich sei das Miteinander unterwegs sein und, „wie wir dieses Miteinander konfigurieren. Dieses Miteinander hat Strukturen, aber es hat auch immer einen Geist“, betonte sie. Dieser Abend der Reihe „Theologie im Zeichen der Zeit“ widmete sich der Frage, was Synodalität ausmacht. Mitveranstaltet wurde er vom „Katholischen Akademiker/innenverband Salzburg“ (KAV). Unter den Gästen war die Salzburger Seelsorgeamtsleiterin Lucia Greiner.

Csiszar, Professorin der Pastoraltheologie, Vizerektorin für Lehre und Forschung und Dekanin der Fakultät für Theologie an der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz, hielt in ihrem Einblick in die Weltbischofssynode fest: Synodalität gelinge, wenn erkennbar werde, „dass ich für gute Entscheidungen auch andere, eine Vielfalt, brauche, wenn mich Vielfalt fasziniert, wenn ich in diese Vielfalt hineinhorchen kann, ich davor keine Angst habe“. Synodal Kirche zu sein, sei „schwer, jedoch möglich und schön“.

 

„Nussschale der Konzilstheologie“

Eine notwendige Herausforderung sei, die Rolle der Theologie in einer synodalen Kirche Jahrzehnte nach dem II. Vatikanischen Konzil neu zu denken. „Synodalität ist eigentlich die Nussschale der ganzen Konzilstheologie, ohne Konzilstheologie versteht man diesen Synodalen Prozess nicht“, erklärte sie. „In der Synthese wird klar, dass eine Re-Lektüre des II. Vatikanischen Konzils momentan auf dem runden Tisch der Weltkirche steht.“ Die Frage sei, wie die theologische Arbeit weltweit attraktiv gemacht werden könne, „so, dass sie Mut und Hoffnung gibt, motiviert und unterstützt. Die vier Wochen Weltkircheerfahrung haben mir gezeigt, dass das nur durch eine Haltung möglich sein wird, die einlädt, gute Fragen stellt, zuhört und fähig ist, Prozesse zu begleiten und sie nicht nur zu kritisieren.“

Progressiv oder konservativ die Zukunft der Kirche gedacht, würden beide Gruppierungen mit Fokus auf Europa davon ausgehen, „dass die gegenwärtige europäische Kirche in Krise ist. Sie unterscheiden sich aber grundlegend in der Krisendiagnose und den Handlungskonsequenzen“, analysierte die Synodenberaterin. Diese Diagnose werde aufgrund des jeweiligen Kirchen-, Menschen- und Gottesbildes gestellt. Debatten zwischen Reformideen und damit einhergehenden Polarisierungen „machen uns auch gesellschaftlich in Europa zu schaffen. Sie gefährden zunehmend sogar unsere Demokratie“. In dieser Situation der starken Polarisierung lade der Papst zu einem weltweiten synodalen Prozess. „Es zeigt sich schnell, was auch in der Kirche notwendig ist: eine fundierte Kultur der Kritik und des Umgangs mit Spannungen.“ Die drei Achsen des synodalen Prozesses „Gemeinschaft, Sendung und Teilhabe“ sollen dabei helfen, „einen neuen Stil von Kirche-Sein“ zu entdecken und anzueignen.

Im „Casino Royal“ der Weltkirche – in der Synodenaula – haben Akteurinnen und Akteure der Kirche, Laiinnen und Laien, Ordensmänner und Ordensfrauen, Studentinnen und Studenten, Priester, Bischöfe, Erzbischöfe und Kardinäle vier Wochen lang „in einem neuen Stil des Miteinanders um das Thema gerungen, wie wir zu einer synodalen Kirche der Mission werden können“, erzählte Csiszar. Bei runden Tischen habe „ein Lernprozess auf Augenhöhe“ stattgefunden. „Wichtig war es, über Themen frei, ohne Angst zu diskutieren, trotz Unterschiede miteinander im Gespräch zu bleiben, einander die Katholizität nicht abzustreiten, wenn etwas irritiert.“ An 21 der 36 Tische waren Frauen in der Rolle der Moderatorinnen und somit der Gesprächsleiterinnen. Überall sei respektvoll einander zugehört worden.

Synodalität könne, zitierte Csiszar Tomas Halik aus der Versammlung in Prag, „einen Beitrag dazu leisten, wie wir das Miteinander auch außerhalb der Kirche gestalten lernen und üben sollten“. Durch die runden Tische wäre es möglich geworden, dass „Katholizität in ihrer Vielfalt tatsächlich zur Kraft wird – so wie auch die dogmatische Konstitution des Konzils darauf hinweist. Vielfallt ist eine Kraft der katholischen Kirche.“ Zudem seien spirituelle Impulse, gemeinsame Gottesdienste, Einkehrtage, Kaffee- und Essenspausen hilfreich gewesen. „Spiritualität – das Eintauchen in Christus, das Zuhören was der Heilige Geist uns sagen will, ist also grundsätzlich in diesem Prozess.“ Csiszar lud auch zur Textarbeit und zur Begegnung miteinander in den Ortskirchen und Pfarren ein. Eine Möglichkeit könne sein, irritierende Punkte aus dem Text auszuwählen und danach mit Expertinnen, Experten oder Vorbildern ins Gespräch zu kommen. „Synodale Kirche sein in der Mission“ bedeutet für Csiszar, dass etwa Diözesen Berichte wieder nach Rom senden. Auch Best-Practice-Beispiele gehen direkt nach Rom. „Hier ist jetzt Zeit und Raum, das zu schreiben – das wird gelesen“, bekräftigte sie abschließend.

Angesichts der Polykrise in der Welt und in den Gemeinschaften heute könne Csiszar über diesen Lernweg nicht lachen. „Ich würde mir öfters wünschen, dass dieses Ringen, das in der katholischen Weltkirche vier Wochen lang mühsam, doch gelungen war, auch auf anderen Ebenen unserer Gesellschaft, in Europa oder in der Welt stattfindet“, betonte sie.

 

Mit Gesellschaft in Kontakt treten

Der Salzburger Dekan und Professor für Patristik und Kirchengeschichte, Dietmar W. Winkler, betonte in seinen Begrüßungsworten die Relevanz, mit der Gesellschaft immer wieder neu, auch in synodaler Form, in Kontakt zu treten: Synodalität sei insofern „ein Wesensmerkmal der Kirche, das von uns derzeit nicht vollzogen wird“, so sein Fazit, mit dem er zugleich einen Handlungsauftrag formulierte.

 

Synodalität

Klara-Antonia Csiszar war Synodenberaterin der ersten Sitzungsperiode der Bischofssynode in Rom im Oktober 2023 und Mitglied der Draftinggruppe des Abschlussberichtes der europäischen Kontinentalversammlung in Prag im Februar 2023. An der Synodenperiode in Rom nahm sie als eine von knapp 60 theologischen Beraterinnen und Beratern teil, die die rund 360 stimmberechtigen Synodenteilnehmer mit ihrer Fachexpertise begleiten sollen. In ihrem „Einblick in die Weltbischofssynode mit einer (pastoral)theologischen Hermeneutik“ in Salzburg unter dem Titel „Und sie bewegt sich doch? – Die Kirche.“ gab sie eine Standortbestimmung zwischen den beiden genannten Sitzungsperioden der Weltsynode.

In einem von Papst Franziskus ausgerufenen weltweiten Prozess beschäftigt sich die katholische Kirche seit Herbst 2021 eingehend mit der Frage, wie sie ihre Entscheidungen finden und welche Formen von Mitbestimmung es dabei geben soll. Die Weltsynode steht unter dem Leitmotiv „Eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation, Mission“ und findet in drei Phasen auf Ebene der Diözesen, der Kontinente und schließlich der Weltkirche statt. In zwei Versammlungen von 4. bis 29. Oktober 2023 sowie im Oktober 2024 wird in Rom die Bischofssynode – erstmals in ihrer Geschichte unter Mitwirkung stimmberechtigter Laien - über die Ergebnisse des weltweiten Konsultations- und Beratungsprozesses und die Zukunft der Kirche beraten.

(Infos: www.synod.vawww.kathpress.at/synodenversammlung2023 sowie im 2023 erschienenen Buch „Synodalität als Möglichkeitsraum“, Salzburger Theologische Studien, Band 71: www.beck-shop.de/winkler-cerny-werner-synodalitaet-moeglichkeitsraum/product/33977761)

 

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